Skip to content

Von der Muskelarbeiterin zum Nervenarbeiter

Welche Arten von Stress hatten Menschen früher und heute?

Du hast gerade einige stressige Situationen hinter dir? Oder du fühlst auch in deiner Freizeit permanent eine Art unterschwelligen Druck und kannst nicht mehr richtig „herunterfahren“? Im folgenden Blogbeitrag geht Silke Scheidel von der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft in Kaiserslautern dem Stress auf den Grund. Was war Stress früher, was bedeutet es heute? Wenn wir verstehen, was uns Stress macht, kann das schon ein erster Schritt in Richtung Lösungsorientierung sein.

Stress ist eine natürliche Antwort des Körpers auf externe Belastungen. Die persönliche Einschätzung bestimmt, ob eine Situation als „stressig“ wahrgenommen wird.

Welche Stress-Arten gibt es?
– Eustress: Positiver Stress, der motiviert und uns fit hält.
– Disstress: Negativer Stress, der uns krank machen kann.

Was passiert in meinem Körper bei Disstress?
Hier ein Beispiel aus der Steinzeit: Der Säbelzahntiger greift an. Ich befinde mich in einer Stress-Situation. Mein Körper bereitet sich auf das Überleben vor. Hunger, Durst, Fortpflanzungsbedürfnisse sind unwichtig. Die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin, Testosteron und Kortisol werden ausgeschüttet.

Es gibt vier Möglichkeiten, um den Stress wieder abzubauen:
1. Ich kämpfe
2. Ich laufe weg
3. Ich stelle mich tot
4. Ich werde gefressen

Für welche Lösung ich mich als Steinzeitmensch auch entscheide: Die bereitgestellte Energie ist nach Ende der Stress-Situation sofort verbraucht. Die nächsten Stressmöglichkeiten waren in der Steinzeit ein neuer Fressfeind, ein Vulkanausbruch oder eine Hungerperiode.

Der neuzeitliche Stress
Der Stress von uns modernen Menschen ist ein anderer: Ich habe Leistungsdruck in Schule und Beruf. An mich werden Erwartungen und Anforderungen gestellt, auch im Privatleben. Ich mache mir Freizeit-und Selbstoptimierungsstress. Mein Körper bereitet sich auf das „Überleben“ vor. Die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin, Testosteron und Kortisol werden ausgeschüttet.

Mein „Überlebenskampf“ ist ein anderer:
1. Ich will kämpfen
2. Ich will weglaufen
3. Ich will mich totstellen
4. Ich werde gefressen

Für welche Lösung ich mich auch entscheide, die Stressfaktoren sind zwar üblicherweise nicht lebensbedrohlich, aber permanent vorhanden. Schließlich werden wir täglich mit einer Vielzahl von Informationen und Reizen konfrontiert. Wir sind rund um die Uhr erreichbar, online und verfügbar. Wir haben uns vom Muskelarbeiter zum Nervenarbeiter „entwickelt“. Unser Stoffwechsel ist aber noch im „Jäger- und Sammler-Modus“ mit den ursprünglichen Reflexen in Zeiten von Stress und Anspannung.

Die Folgen:
– Konzentrationsprobleme, Leere im Kopf und Gedankenkarussell,
– Überforderung, innere Unruhe, Ärger, Angst, Panikattacken und Depressionen,
– Belastung von Herz und Kreislauf, verengte Blutgefäße, Herzrasen, Kurzatmigkeit,
– Anspannung der gesamten Skelettmuskulatur, vor allem Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich.


Zum „Herunterfahren“ unseres Systems fehlen Stress-Entspannungsphasen. Unser gesamter Organismus bleibt dauerbelastet.

Was kannst du selbst tun, um deinen Stress zu bewältigen? Der Tipp von Silke Scheidel: Lege kleine Pausen ein! Mehr über die Mikropausen erfährst du im kommenden Blogbeitrag 😉

Blogbeitrag vom 27.03.2025 Text: Silke Scheidel, Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft, Foto: 123rf.com/vadymvdrobot

Übersicht